Ausgezeichnet! – Wie man faire Kleidung an den Textilsiegeln erkennen kann

Wir brauchen eine Fashion-Revolution – das ist ganz klar. Und das funktioniert nur, wenn jeder Einzelne darauf achtet fair produzierte Kleidung zu kaufen.

 

Da auch die Industrie diesen bereits Trend erkannt hat, werden immer neue Textilsiegel auf den Markt gebracht und als Marketinginstrument genutzt, die uns Kunden die Unbedenklichkeit des Produkts signalisieren sollen. Die mittlerweile doch schon sehr große Anzahl an Siegeln kann einen wahrlich etwas verwirren.

 

Ist das alles nun echt oder wird hier nur Greenwashing betrieben? Welchen Siegeln kann ich trauen?

Um ein Siegel korrekt bewerten zu können, gibt es einige Kriterien, die in jedem Fall erfüllt werden sollten. So z. B. eine unabhängige Vergabe und Kontrolle, die in regelmäßigen Abständen wiederholt wird und von ausreichender Qualität sein muss. Außerdem sollten bei der Zertifizierung soziale und ökologische Standards gelten. Und nur, wenn diese Standards für Alle transparent angewendet werden, ist ein Siegel auch tatsächlich vertrauenswürdig.

 

Hier habe ich für Euch die wichtigsten und bekanntesten Siegel zusammengestellt:

 

Die Initiative Cotton made in Africa (CmiA) wurde 2005 unter der Trägerorganisation Aid by Trade Foundation von Michael Otto (Otto Group) gegründet. Partner sind die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie die Organisationen WWF und Welthungerhilfe. Mitglieder sind u.a. Otto Group, Puma, Rewe Group, S. Oliver und Tchibo.

Die Baumwollproduktion gemäß CmiA-Standard stellt eine Verbesserung zum konventionellen Anbau dar. Es handelt sich jedoch nicht um Bio-Landbau. Der Einsatz von Pestiziden ist erlaubt. Im Rahmen einer unabhängigen Verifizierung wird überprüft, ob die KleinbäuerInnen und die Baumwollgesellschaften die Richtlinien von CmiA einhalten. Die Verifizierungsreporte sind öffentlich zugänglich.

Der Blaue Engel wurde 1978 ins Leben gerufen und ist damit die erste und älteste umweltbezogene Kennzeichnung der Welt für Produkte und Dienstleistungen. In die Bewertung fließen sowohl Umweltschutz- als auch Verbraucherschutzaspekte ein.

Der Blaue Engel ist das älteste Umweltzeichen und hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Die Selbstverpflichtung reicht jedoch nicht aus, um soziale Standards in den Zulieferbetrieben zu gewährleisten. Unabhängige Kontrollen unter Einbeziehung lokaler Akteure fehlen. Existenzsichernde Löhne werden nicht gefordert.

Die Handelsmarke EarthPositive wird von dem Bekleidungsunternehmen Continental Clothing Company vergeben. Unter dessen Dach vereinigen sich drei eigenständige Unternehmen - in Deutschland die Continental Clothing Company GmbH in Berlin.

Earth Positive erfüllt hohe Standards im Bezug auf ökologische und soziale Kriterien, die zahlreiche Zertifikate umfassen und im ökologischen Bereich durch eigene Initiativen ergänzt werden (z.B. klimaneutrale Herstellung). Die Zertifikate werden unabhängig vergeben, regelmäßig geprüft und überwacht, die Zertifizierungen sind zeitlich begrenzt. Des Weiteren sind deren Bedingungen öffentlich einsehbar und Verstöße werden sanktioniert. Earth Positive kann somit als Best Practice Beispiel angesehen werden.

Fairtrade International (FLO), die Dachorganisation der Fairtrade Organisationen, wird von zahlreichen NROs getragen und von öffentlichen Institutionen unterstützt. Die Standards werden von Fairtrade International festgelegt, die Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT GmbH kontrolliert deren Einhaltung. Seit 2005 besteht das Fairtrade-Cotton-Siegel. FAIRTRADE certified cotton garantiert faire Arbeitsbedingungen und langfristige Handelsbeziehungen in der Baumwollproduktion und fördert den Umstieg auf biologischen Anbau.

 

Die Fair Wear Foundation ist eine unabhängige Multi-Stakeholder-Initiative, die die Einhaltung sozialer Standards bei der Konfektionierung von Bekleidung verifiziert. Die FWF berücksichtigt alle beteiligten Akteure inkl. AuftragnehmerInnen, SubunternehmerInnen, LieferantInnen und LizenznehmerInnen. Die FWF arbeitet bei der Verifizierung eng mit lokalen Organisationen zusammen und schließt die Einkaufspraktiken der Unternehmen mit ein. Ein Hauptarbeitsbereich ist die regelmäßige Überprüfung, Bewertung und öffentliche Berichterstattung über die Fortschritte der Mitgliedsunternehmen bei der Umsetzung der Anforderungen der FWF. Teil dieser Überprüfung sind auch Kontrollen in den Produktionsstätten vor Ort. Die FWF gründete sich 1999 in den Niederlanden. Die Stimmrechte liegen zu 50 % bei der Industrie und je 25 % bei NGOs (u.a. CCC) und Gewerkschaften.

Durch die FWF wird eine fortschreitende Verbesserung der sozialen Bedingungen in den Nähfabriken sowie bei den Subunternehmen und Lieferanten verfolgt. Die FWF weist die höchsten sozialen Standards in der Konfektionierung auf und gilt hier als Best Practice Beispiel im Bereich Soziales. Hervorzuheben bei der FWF ist die enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen bei der Verifizierung sowie die Überprüfung der Einkaufspraktiken der Unternehmen durch den Brand Performance Check. Durch die Veröffentlichung umfangreicher Daten wird Transparenz angestrebt.

Das Textilsiegel Global Organic Textile Standard (GOTS) wurde vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN / Deutschland) zusammen mit der Soil Association (England), der Organic Trade Association (USA) und der Japan Organic Cotton Association (Japan) entwickelt. 2008 einigten sich die teilnehmenden Parteien auf ein gemeinsames Logo sowie ein einheitliches Lizenzierungsverfahren. 

GOTS weist einen hohen ökologischen Standard auf. Für die glaubhafte Überprüfung der Einhaltung sozialer Kriterien (die zudem nur in der Verarbeitung, aber nicht in der Rohstoffproduktion gelten) wäre die stärkere Einbindung von lokalen Akteuren, Gewerkschaften und NROs, wie im Rahmen einer MSI, erforderlich. Die Formulierung zu existenzsichernden Löhnen ist vage.

IVN steht für den 1989 gegründeten Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. Der Verband zählt über 100 Mitgliedsunternehmen aus Textilproduktion und -handel, darunter Alnatura, Engel Naturtextilien und Hess Natur. Der IVN war auch Mitbegründer des GOTS und gibt neben IVN Best auch das GOTS-Siegel heraus. 

Best-Produkte erfüllen die zurzeit höchsten realisierbaren Öko-Standards in der Textilbranche. Daher gilt IVN Best hier als Best Practice Beispiel Nummer 1 im Bereich Ökologie. Für die glaubhafte Überprüfung der Einhaltung sozialer Kriterien (die v.a. in der Verarbeitung, aber nicht in der Rohstoffproduktion gelten) wäre die stärkere Einbindung von lokalen Akteuren, Gewerkschaften und NROs, wie im Rahmen einer MSI, erforderlich. (Anmerkung: Die Richtlinien werden zurzeit überarbeitet).

Naturland wurde 1982 vom Verband für ökologischen Landbau ins Leben gerufen und kennzeichnet neben biologischen Lebensmitteln seit 2005 Produkte aus Bio-Baumwolle. Die Arbeit von Naturland als Zertifizierungsorganisation wird regelmäßig von international anerkannten und unabhängigen privaten und staatlichen Evaluierungsstellen wie z.B. dem IOAS auf die Einhaltung strenger Normen wie der IFOAM überprüft. Das Siegel Naturland Fair wurde noch nicht umgesetzt für den Baumwollanbau, daher ist eine Beurteilung derzeit nicht möglich.

Die Kontrollen im Bereich Ökologie erfolgen durch externe und unabhängige Zertifizierungsstellen. Für eine transparentere Überprüfung sozialer Kriterien wäre die institutionelle und gleichberechtigte Einbindung von Gewerkschaften und NROs wünschenswert. Vorbildlich ist, dass Naturland von der Produktion über die Färberei, Spinnerei und Konfektion alle Schritte kontrolliert.

Der Oeko-Tex Standard wird von der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie (Oeko-Tex), einem Zusammenschluss von 14 Textil- und Prüfinstituten in Europa und Japan, herausgegeben und entwickelt. Die Idee des 1992 ins Leben gerufenen Standards ÖKO-TEX Standards 100 war die Schaffung einer unabhängig geltenden Zertifizierung für gesundheitlich unbedenkliche Textilprodukte. OEKO-TEX Standard 100 zertifiziert textile Produkte aller Verarbeitungsstufen, konzentriert sich hierbei jedoch ausschließlich auf Schadstoffe in Textilien. Der OEKO-TEX Standard 1000 hingegen zertifiziert textile Produktionsbetriebe entlang der textilen Kette anhand bestimmter Umweltkriterien.

Der Fokus liegt bei OEKO-TEX 100 ausschließlich auf ökologischen Kriterien des Endprodukts und verbietet nicht die Verwendung von Schadstoffen. Des Weiteren gibt es nur Grenzwerte, jedoch keinen Ausschluss von Rückständen in den Endprodukten: Selbst für Babykleidung lässt das Siegel Rückstände von Schwermetallen, Pestiziden und Chlorbleiche zu. OEKO-TEX Standard 1000 berücksichtigt ausschließlich die Verarbeitung. Die Umsetzung sozialer Standardbestimmungen ist aber nicht hinreichend gewährleistet. Existenzsichernde Löhne werden nicht gefordert. OEKO-TEX Standard 100plus ist eine Kombination der beiden oben genannten Standards.

Respect-Code wurde 2005 als ein markenübergreifender Code von Switcher-Chef Robin Cornelius gegründet. Es handelt sich gewissermaßen um eine Produkt-DNA, also eine Datenbank mit den genetischen Daten eines Produkts, durch die die Produktionskette zurückverfolgt werden kann.

Die Möglichkeit der Rückverfolgung der Produktionskette ist ein wichtiger Schritt in Richtung der Transparenz des Labels. Das Unternehmen Switcher setzt in sozialer Hinsicht auf die Mitgliedschaft bei der FWF, was zu den best practice Beispielen zählt.

Dies ist nur eine kleine Auswahl von den vielen Siegeln, die der Markt momentan bietet. Wer das Ganze noch genauer wissen möchte, kann sich auf der Seite www.gruenemode.org sehr viel ausführlicher informieren.

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