Auf Kaffeefahrt in die Südtoskana

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Italienfeeling pur!

Endlich habe ich es nun auch geschafft, den Reisebericht der ADFC-Radreise in die Südtoskana online zu stellen! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!

 

Was sich in der Überschrift so harmlos anhört, ist keinesfalls falsch zu verstehen, und hat mich im Vorfeld so manche schlaflose Nacht gekostet… Mit "Kaffeefahrt" ist nämlich keinesfalls eine gemütliche Busrundreise durch die Südtoskana gemeint, sondern eine anstrengende und aufregende Gruppenreise mit dem eigenen Rad! Bei insgesamt etwa 500 km und 5.000 hm können einem schon Zweifel kommen, ob das Ganze zu schaffen ist, und auch noch Vergnügen bereiten kann!?

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Zwei Veloträumer in der Toskana!

Heute kann ich sagen: ES KANN! Und es macht wahnsinnig viel Spaß! Und ist manchmal trotzdem auch noch ein bisschen anstrengend. Aufregend ist es sowieso von Anfang an gewesen.

Am Tag der Abreise ging das große Abenteuer gleich vor der Haustüre los. Packtaschen gepackt – nicht zu voll, man muss ja aus Italien auch noch etwas mitbringen können – und am Rad befestigt, ging es auch schon los Richtung Bahnhof.

Mit den Rädern in den Zug, mit einem Umstieg in Bruchsal samt Rädern und Gepäck, um schlussendlich schon total aufgeregt und gespannt am Bustreffpunkt in Stuttgart-Vaihingen anzukommen.

Dort wartet bereits der Bus mit dem Fahrradanhänger und einige der Mitreisenden, mit denen wir die nächsten 10 Tage Straße und Abendmahl teilen werden. Erleichterung macht sich bei mir breit, als ich merke und höre, dass auch andere Respekt vor der Tour haben und Alle etwas aufgeregt sind. Schnell sind die ersten Bekanntschaften geschlossen und zum Glück kann ich von Keinem sagen, dass er einen unsympathischen Eindruck macht. Es dauert nicht lange, da sind auch schon die Fahrräder fachmännisch im Hänger verstaut, und die große Fahrt Richtung Süden beginnt.

Im Bus lerne ich einige Mitreisende besser kennen und schätzen, ich knüpfe erste freundschaftliche Bande. Allerdings ist es schon spät und der Vorteil einer Nachtfahrt mit dem Bus ist ja angeblich, dass man die Tour am nächsten Morgen ausgeschlafen angehen kann. Ich versuche also im Bus ein wenig zu schlafen und komme mir ein wenig vor wie im Schlafsaal einer Jugendherberge. So richtig gelingen will es mir dann auch nicht, aber ein bisschen Schlaf war auch mir vergönnt. Bleibt nur zu hoffen, dass die erste Etappe tatsächlich wie versprochen nur zum Eingewöhnen ist – 56 km und 450 hm stehen an.

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Loro Ciuffenna

Tag 1: Nach einem ersten italienischen Frühstück auf der Autobahnraststätte mit Brioche con crema und einem Cappuchino dauert es auch nicht mehr lange bis wir Reggello erreichen. Schnell sind die Räder ausgeladen, und nachdem alle umgezogen und bereit sind, machen wir die ersten… 50 m zur Bar, wo es den zweiten Cappuchino gibt. Jetzt kommt schon so langsam das erste richtige Italienfeeling auf: 20 Reisende sitzen draußen neben 20 Fahrrädern in der Sonne und trinken einen echten italienischen Cappuchino. Italienfeeling kommt auch auf, als sich vor der einzigen Toilette der Bar plötzlich eine lange Schlange von weiblichen Mitreisenden bildet – wird es doch vielleicht für längere Zeit die einzige Möglichkeit sein, die sich bietet. Jetzt aber geht es richtig los – die Reise beginnt. Zwar auf baufälligen Straßen, dafür aber in traumhafter Kulisse und ruhig, legen wir die ersten Kilometer zurück und kommen unplanmäßig in Castelfranco zu dem Vergnügen, unseren ersten Markt zu erleben. Lebensmittel, Käse, Salami und Schuhe. Alles, was das Herz begehrt! Wir probieren verschiedene Pecorini und kommen nach der Weiterfahrt für einen weiteren Zwischenstopp in dem kleinen Loro Ciuffenna an. Ein Dorf wie aus einem Gemälde – bunte Häuser, kleine Gassen, ein Fluss und eine verlassene alte Mühle lassen auch die letzten Skeptiker nicht kalt. Urlaubsgefühle keimen in mir hoch – alles ist schön, toll und bunt. Auch der erste Teller Pasta zu Mittag in einer kleinen Trattoria, in der der Eigentümer sich als Künstler verwirklicht hat, lässt keine Wünsche offen. Frisch gestärkt gehen

wir das zweite Tagesstück nach Arezzo an.

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Arezzo - Piazza Grande

Die Landschaft ist grün, die Sonne scheint und schneller als gedacht erreichen wir Arezzo. Staunend stehen wir nach einer kleinen ungeplanten Extrarunde mitten im Zentrum von Arezzo auf der Piazza Grande. Dort machen wir auch gleich das erste Gruppenbild der Reise. Bei mir macht sich Erleichterung breit – die erste Etappe war tatsächlich nicht schwer. Wer möchte hat die Möglichkeit einer kulturellen Besichtigung der Chiesa di San Francesco und deren Fresken. Mir ist mehr nach einem Aperitivo – und den nimmt der zweite Teil der Gruppe auch gleich gegenüber der Kirche ein. Für heute nur noch ins Hotel Continentale, zugegebenermaßen etwas altbacken – was mir aber nach den geradelten Kilometern kaum mehr auffällt – kurz frischmachen, und dann gehts auch schon los, um das erste Abendessen mit regionalen Spezialitäten zu genießen. Die gemachten Versprechungen lassen mir schon das Wasser im Mund zusammenlaufen – und radeln macht ja bekanntermaßen auch hungrig. Alle Versprechungen erfüllen sich im Ristorante Buca di San Francesco. Regionale Spezialitäten in einem historischen alten Gemäuer mit einem sehr bemühten älteren Eigentümer runden den ersten Tag ab – Müdigkeit und Zufriedenheit machen sich bei mir breit. Jetzt schnell auf ins Hotel und Schlaf nachgeholt! Das Radeln lässt mich trotz gewisser Lautstärke schnell einschlafen.

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Toskana - tendenziell bergauf!

Tag 2: Frisch und munter riskiere ich den ersten heimlichen Blick auf die Unterlagen. 70 km und 580 hm stehen uns heute bis Castiglione del Lago bevor – schon macht sich wieder etwas Mulmigkeit bei mir breit. Na ja, erst einmal frühstücken! Im Frühstückssaal angekommen, beginnt das Abenteuer gleich, bevor wir auf den Rädern sitzen. Einem Herrn im Saal wurde wohl die Brieftasche entwendet – großer Tumult, das Personal des Hotels dreht praktisch jede Tischdecke um, und schlussendlich ist auch noch die Polizei im Haus. Spannend anzusehen das Ganze. Als wir kurze Zeit später das Gepäck bereitlegen und die Räder aus dem Keller tragen, ist die Diskussion noch immer in vollem Gange. Egal, wir schwingen uns auf unsere Sättel und radeln durch das doch sehr stark befahrene Arezzo raus in Richtung Freiheit und ruhigeren Straßen. Schon schnell wird es wieder grün um uns, und Olivenbäume säumen unseren Weg durch die Weiten des Chianatals. Nach einem ersten Anstieg wartet mit Cortona eine weitere atemberaubende historische Stadt auf uns. Unser Reiseleiter überzeugt uns, dass das beste Mittagsessen hier in der Toskana immer ein Picknick mit Obst und Gemüse, Brot und Käse vom Wochenmarkt ist. Und er hat Recht!

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Italienisches Picknick

Spätestens jetzt ist auch mir klar: Die zweite Etappe werde ich auch überstehen. Auf der Weiterfahrt erhaschen wir Blicke auf den Lago di Trasimeno. Trotz leichter Bewölkung ist die Stimmung gut und der See schnell für eine weitere kleine Cappuchino-Pause erreicht. Dann nehmen wir Fahrt auf, für die letzten Kilometer nach Castiglione del Lago und erreichen dort unser schönes Hotel „Duca della Corgna“. Kaum ist die Zimmerschlüsselverteilungs-Zeremonie abgeschlossen und die Zimmer bezogen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Unser Timing passt also mal wieder genau! Gegessen wird heute Abend glücklicherweise sowieso im Hotel, der Weg in den Speisesaal ist also nicht weit. Nachdem ich an diesem Abend in der glücklichen Lage bin, die Portion Tiramisu von einer Mitreisenden zusätzlich zu bekommen, bleiben bei mir keine Wünsche offen.

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Langsam wirds anstrengend!!

Tag 3: Beim ersten Öffnen der Augen kommt dann sofort die Erinnerung an die Warnung: „Am 3. Tag kommt die erste wirklich schwere Etappe“.

"Hmm", sage ich mir. Ich habe die ersten beiden Etappen überstanden. Zusammen sind das schon 126 km und 1.030 hm. Verglichen mit diesen Zahlen (zugegebenermaßen Schönrechnerei), empfinde ich die angegebenen 70 km und 1.050 hm als gar nicht mehr so gravierend. Und in Orvieto soll ja in der Nähe des Doms auch wirklich gutes Eis (das beste Italiens) auf uns warten. Also los geht es! Eigentlich sind wir auch alle froh, dass es heute nicht so warm und drückend ist, sondern leicht bewölkt. Zunächst hügelig durch die Toskanalandschaft, dann der obligatorische Stop an der Bar und danach die angekündigte, lange Auffahrt nach Citta della Pieve. Die letzten Kilometer sind schon hart. Aber alle wissen, dass das bereits liebgewonnene Picknick schon bald auf uns wartet. Während also die Ersten, die das Stadttor passiert haben, schon einmal alles Nötige für das Picknick kaufen, können die, die wie ich zu der nächsten Gruppe gehörten, erst einmal durchatmen und die Wasserflaschen füllen. Zum Picknick müssen wir allerdings noch ein Stückchen weiter. Dafür schmecken Melone, Käse, Schinken und Rotwein doppelt so gut! Und nachmittags gibt es wirklich viele schöne kleine toskanische Dörfchen zu sehen. Monteleone di Orvieto – das so ganz typisch am Hang gebaut ist, mit seinen aus Steinen gebauten Häusern, ist beeindruckend. Auch Ficulle begrüßt uns mit seinem großen Wehrturm schon von Weitem. Für all diese Eindrücke lohnen sich die gemachten Höhenmeter in jedem Fall! Noch eine letzte Anstrengung und wir kommen unten am Funiculare an, der uns den Überredungskünsten unseres Tourguides sei Dank, die letzten 200 hm mit der Seilbahn nach oben befördert. Auch das ist natürlich ein Erlebnis für sich. Ein toller Tag, mit vielen neuen Eindrücken und auch gemachten Höhenmetern fordert seinen Tribut. Etwas müde, und froh Orvieto erreicht zu haben, stehen wir vor dem imposanten Duomo. Wie in den Tagen zuvor teilt sich die Gruppe in Eisesser und Kultursuchende.

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Hotel Aquila Bianca in Orvieto

Wie in den Tagen zuvor gehöre ich trotz der eindrucksvollen Domkulisse - einer guten Portion Müdigkeit geschuldet - zu den Eisessern. Und ich muss sagen, es lohnt sich wirklich, sich in dieser kleinen, feinen Gelateria ein Eis zu genehmigen. Nach Eis und Besichtigung gehts auf ins Hotel Aquila Bianca. Große urige Zimmer warten auf uns. Nach einem kurzen Verschnaufen geht es in die Trattoria Al Corsica, die zuvor natürlich zuverlässig von unserem Tourguide auf Herz und Nieren auf regionale Köstlichkeiten getestet worden ist. Mit Primo und Secondo, Rot- und Weißwein, verschiedenen Köstlichkeiten und Grappa haben wir auch hier wieder das pure Italien erlebt. Die Preisverhandlungen des Tourguides für das üppige Mahl gehören bereits dem abendlichen Zeremoniell an, und erbringen oft erstaunlich günstige Ergebnisse. Es ist bereits dunkel, als wir durch die stimmungsvolle historische Altstadt zu unserem Hotel zurücklaufen.

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Die Einen baden und die Anderen shooten!

Tag 4: „Nur“ knappe 770 hm und 50 km stehen bei der heutigen Etappe nach Bolsena an. Das übliche vorabendliche Briefing ergab, dass es eine Toskana ohne Hügel nicht gibt, und da der Lago di Bolsena als Kratersee einen Kraterrand hat, müssen wir da erst einmal drüber. Wenn man sich aber erst einmal in seinen Rhythmus eingefunden hat, meistert man auch diese langgezogene, gemäßigte Steigung. Den ersten Cappu gibt es auf einem Belvedere mit Sicht auf die verlassene Stadt Civita di Bagnoregio. Man kann es nicht anders sagen, der Anblick verschlägt mir den Atem. Irgendwie ist das alles einfach nur schön. Der Cappuchino wird unter schattigen Bäumen serviert und die Welt ist einfach in Ordnung. Hier gibt es die Möglichkeit direkt nach Bolsena zu fahren, oder den Umweg über Montefiascone zu wählen. Bis auf drei Mitreisende nehmen alle Anderen die zusätzlichen Höhenmeter in Kauf, in Erwartung der nächsten tollen Ausblicke.

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Neuer Belvedere, neues Picknick - Italien pur!

Die letzte steile Rampe an den Belvedere von Montefiascone entlockt mir zugegebenermaßen trotz schöner Gegend einige Schimpfworte – gleichzeitig weckt das in mir aber auch den Willen oben anzukommen. Das muss doch machbar sein! Ist es dann auch. Leider war das letzte Stück auch noch frisch geteert. Die Reifen sind voll klebrigen Steinchen. Aber das ist erst einmal egal. Das Picknick ruft, und alle, die nach und nach eintrudeln helfen mit, das vorher auf dem Markt Gekaufte anzurichten. Üppig sind wir für kleines Geld auch mittags versorgt, und als absoluter Renner entpuppt sich dabei der Thunfisch-Artischocken-Brotaufstrich, den unser Tourguide uns kredenzt. Wir werden mit jedem Tag auf dieser Tour verwöhnter! Leckeres Essen mit bestechender Aussicht und bereits vielen geradelten Kilometern, lassen mich zufrieden werden. Oder auch einfach etwas müde… aber die restliche Strecke heute fährt sich wie von alleine: abwärts bis zum See von Bolsena. Die Mutigen unter uns gehen dort baden. Ich gehöre nicht dazu, denn mein kleiner Zeh sagt mir deutlich, dass das Wasser noch viel zu frisch ist. Am See sitzen und den Anderen beim Baden zuzuschauen, ist trotzdem schön. Angeblich haben wir Südwind, der uns dann auch bis nach Bolsena reinträgt. Dort gibt es, wie könnte es anders sein, das beste Eis. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich in Bolsena angekommen so müde bin, dass ich zum ersten Mal weder auf Eis noch auf Kultur Lust habe. Obwohl bestimmt beides spannend ist. Im Hotel ai Platani angekommen husche ich unter die Dusche und ruhe mich dann erst einmal aus  - bis zum Aperitivo. Trotz müder Glieder mache ich mich auf, denn für heute wurde uns richtig gute Pizza versprochen. Ich bin gespannt! Von unserem Tourguide sind wir ja nun schon einiges gewohnt, aber an diesem Abend gibt es rote und weiße Pizza, und die noch am laufenden Meter. Unsere Gruppe schafft ganze sieben Meter Pizza und das zu einem unschlagbar verhandelten Preis von 7 Euro pro Person. Müde und satt, lässt der Schlaf nicht lange auf sich warten.

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Wellenreiten mal anders - auf und wieder ab!

Tag 5: Mit 55 km und 600 hm kündigt sich ein nicht allzu schwerer Tag an. Allerdings haben es malerisch auf den Felsen gelegene Dörfer so an sich, dass man sich diese Felsen erstrampeln muss. Der erste Anstieg bei Gradoli ist auch gleich der Heftigste. So ist das Schlimmste gleich erledigt, und der Rest erscheint mir dann doch wieder einfacher. Wie beim Wellenreiten geht es dann gemächlich bis kurz vor Sorano. Dann nochmal hoch, und als ich denke, ich hätte es geschafft, steht vor mir der nächste Berg. Also gut, denke ich mir. Für so viele bunte Bilder, erste Mohnblumen und schöne Märkte mit allem Möglichen, die wir zu sehen bekommen, muss man eben auch noch diesen Berg hoch. Die Strecke danach ist bis Pitigliano, unserem heutigen Tagesziel, vergleichsweise harmlos. Heute kann ich mich endlich auch zu etwas Kultur aufraffen, und besuche mit den Kulturhungrigen das beeindruckende Judenviertel von Pitigliano. Die Stadt an sich thront, malerisch in Sonne getaucht, hoch auf dem Felsen. Leider befindet sich unser Hotel Valle Orientina außerhalb der Stadt. So müssen wir uns nochmals auf die Räder schwingen, und tapfer die letzten Meter bis zum Hotel machen. Ganz zum Schluss bietet sich die Gelegenheit zu einer rasanten Abfahrt bis zum Hotel und gleichzeitig kommt mir der Gedanke, den Berg morgen gleich zu Anfang wieder hoch zu müssen. Das Bonbon des Abends ist das hebräische Bad mit seiner 37°C warmen Quelle. Ein wunderbares Gefühl der Leichtigkeit und Wärme macht sich in mir breit. Das Essen gibt es nach einem ausgiebigen Bad direkt im Hotel. Im Zimmer angekommen, freue ich mich durch das offene Fenster nichts als das Rauschen der Blätter zu hören, und das auch nur sehr kurz…

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Schönes Pitigliano!
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Es gibt menschliches Leben in der Höhe!

Tag 6: Für heute steht eine nicht zu lange, aber doch mit sehr vielen Höhenmetern angegebene Etappe an, 55 km und 980 hm um genau zu sein, müssen wir zurücklegen um von Pitigliano bis nach Manciano zu kommen. Beim Start nieselt es leicht, aber unser Guide, der sich auch mit dem Wetter auskennt, sagt uns voraus, dass das nicht von Dauer sein kann. Auch diese Etappe wurde uns am Vorabend mit vielen kleinen Schmanckerln schmackhaft gemacht. Erster Zwischenstopp ist in Sovana. Auf dem Weg dahin fahren wir an einem Reiterhof vorbei. Der Hund des Hofes freut sich über die vielen bunten Pferde, und begleitet uns bis nach Sovana. Wir sind keine 10 Sekunden in der Bar für den ersten Zwischen-Cappu, da fängt es mächtig an zu regnen. Wir schauen, und sitzen das Ganze mit einem guten Cappuchino unter dem Vordach der Bar aus. Danach geht es weiter, und auf dem Weg liegen sehenswerte Etruskergräber. Jetzt sind die Schleusen offen, und alle Mann schwingen sich in ihre Regenkleidung.

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Selbst die Etrusker waren schon einmal hier!

Trotz allen sehen wir uns die Etruskergräber an. Riesige Eingänge in den Tuffsteinfelsen erzählen von einer früheren Zeit. Schon vor dem nächsten Anstieg hört der Regen auf, und wir können in leichter Kleidung den nächsten Berg erklimmen. Zur Belohnung gibt es heute noch einmal frei zugängliche, heiße Schwefelquellen – der Geruch ist den Meisten völlig egal. Jeder Muskel lacht freudig, bei der Berührung mit dem schwefelhaltigen Wasser. Eigentlich möchte ich gar nicht mehr raus aus dem wohligen Nass.

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Heiße Quellen (von Saturnia) für stramme Waden!

Doch um in unserem Hotel Rossi in Manciano anzukommen, führt kein Weg an einer letzten Steigung vorbei. Motiviert durch die Ankündigung des Guides, oben gäbe es eine gute Pasticceria, von der wir kleine süße Teilchen bekommen würden, meistern Alle auch diesen letzten Anstieg. Die süßen Teilchen werden auch wie versprochen, sofort den hungrigen Radlern serviert. Zu meinem Entsetzen stelle ich danach fest, dass mein Gepäck wohl im Regen abgestellt wurde. Also noch schnell die ganze Tasche ausgeräumt und alle Klamotten zum Trocknen aufgehängt. Jetzt noch kurz frischmachen und dann auf zum Abendessen in die Trattoria Da Paolino, wo uns das weltbeste Wildschwein versprochen wurde. Auch hier wurde nicht übertrieben - Pasta, Auberginen und Wildschwein auf zweierlei Art. Gott sei Dank geht der Heimweg eher tendenziell bergab.

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Das Wahrzeichen von Orbetello

Tag 7: Auch eine schöne Reise geht einmal zu Ende. Und diese letzte Etappe erscheint mit ihren 70 km bis nach Orbetello und den knapp 400 hm auch problemlos zu meistern zu sein. Dort erwartet uns dann das Meer – kaum zu glauben, dass wir mit all der Vielfalt an Landschaften nun auch noch das Meer als Bonus haben. Wir fahren los, nachdem wir unsere Räder mithilfe der netten Hoteleigentümerin aus der Garage befreien konnten. Gemütlich geht es entweder eben oder leicht bergab – einzig die kleinen Wellen summieren sich zu den 400hm auf. Landschaftlich ist die Etappe mit eine der Schönsten. Große Pinien und lange Alleen, Kornfelder von rotem Mohn übersät und entlang des Lago di Burano, fährt es sich wunderbar. In Capalbio, wo wir auf einen weiteren Cappuccino halten, meldet sich dann meine Allergie zurück. Ein hilfsbereiter Mitreisender schafft allerdings mit seinen Augentropen Abhilfe, so dass ich auch den Rest der Strecke noch die schöne Landschaft bewundern kann. Bald schon kommt der Monte Argentario in Sichtweite, den die Mutigen von uns als letzten Spaß morgen noch umrunden dürfen. Entlang der Lagune, vorbei an einer Fischzucht, endet unsere letzte Tagesetappe in Orbetello am Meer. Zuerst ein kurzer Stopp bei der Fischerinitiative, bei der wir heute Abend essen werden, danach fahren wir in die Innenstadt wo es - wie könnte es anders sein - nochmals das beste Eis Italiens gibt. Nicht zu vergessen die selbstgemachte Schlagsahne! Nach einem guten Fruchteis, radeln wir ins Parkhotel, wo wir bereits erwartet werden. Einladende Zimmer lassen ein kurzes Ausruhen zu, bevor es zum Abendessen geht. Jetzt ist Fisch nicht unbedingt mein Lieblingsessen, aber auch heute Abend werde ich problemlos satt. Den panierten Gemüsestückchen und Nudeln mit Meeresfrüchten kann auch ich einiges abgewinnen. Heute Abend ist es also geschafft. Wer morgen nicht mitfährt auf der Tour um den Monte Agentario, hat den Tag zur freien Verfügung. Mit zwei Mitreisenden ist schnell besprochen, dass wir morgen in Orbetello shoppen gehen werden. Träume über neue Schuhe und Klamotten lullen mich in meinem Hotelbett ein und begleiten mich durch die Nacht.

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Roter Mohn und Zypressen - wunderbare Toskana!

Tag 8: Nach einem ausgiebigen Frühstück bricht ein Großteil der Gruppe motiviert zur besagten Rundfahrt auf. Mit meinen zwei netten Mitreisenden verbringe ich den Vormittag in der Stadt. Von Laden zu Laden und zu Cappuccino, bis bei uns die Telefone läuten, die von der Rückkehr der Tapferen künden. Wir laufen zum vereinbarten Treffpunkt und sehen schon bald die ersten Rückkehrer. Der Rest ist direkt an den Strand gefahren, wohin bitte die Badehosen gebracht werden müssen. Bis wir am Strand sind, ist das Wetter allerdings nicht mehr zum Baden geeignet. Egal, ein Cappuccino in der Strandbar ist auch schön. Dann kommt das altbekannte Spiel.

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Nächtliches Orbetello

Ein letztes Frischmachen für ein letztes gemeinsames Abendessen - diesmal in einer Trattoria. Die Stimmung ist gut, die Speisekarte lässt keine Wünsche offen. Nach anfänglichen Problemen beim gemeinsamen Bezahlen, kommt am Ende der zu zahlende Betrag zusammen und schnell ist der Beschluss gefasst, noch einmal von dem besten Eis Italiens zu kosten. Die meisten finden sich in der Eisdiele auf ein letztes Eis ein, und als nette Zugabe gibt es eine Prozession durch die Stadt zu Ehren des dortigen Schutzpatrons. Musik, Pferde, Geistliche und viele gläubige Italiener – die Stadt lebt. Was für ein toller Abschluss für eine so schöne Reise.

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Auf Wiedersehen in Italien!

Tag 9: Heute Morgen heißt es Abschied nehmen. Wir bleiben noch, der Rest der Gruppe fährt allerdings im Bus zurück. Umarmen und winken – nun ist alles doch so schnell vorbei, und fast ist man schon etwas traurig, so liebgewonnene Menschen nach so kurzer Zeit schon wieder zu verabschieden. Allerdings habe ich das Versprechen heute in Orbetello einen wahnsinnig tollen Markt sehen zu können. Halbwegs versöhnt freue ich mich auf tolle italienische Klamotten und Schuhe!!

Fazit: Reisen wie diese ADFC-Gruppenreise haben Seltenheitswert. Tourguides, die beide auf ihre Weise dafür sorgten, dass sowohl das Kennenlernen von Land, Leuten und deren Gewohnheiten als auch die Kultur und Geschichte nicht zu kurz kamen, haben aus dieser Reise ein unvergessliches Erlebnis gemacht. Purer und reiner kann man diesen Teil Italiens wohl kaum kennenlernen. Dies und all die netten Mitreisenden haben mich zu dem Entschluss gebracht, dass ich als Küken der Gruppe eine solche Reise jederzeit wieder mitmachen würde.

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