Cinemascope - Much loved

Kürzlich war ich wieder einmal im Kino. Wer mich kennt, der weiß dass ich mir auch ganz gerne Filme anschaue, die einen ernsten Hintergrund haben.

So auch diesmal:

"Much loved" erzählt von marokkanischen Prostituierten. Da Nabil Ayouchs Film eine "Beleidigung für alle marokkanischen Frauen" sei, durfte er in Marokko nicht gezeigt werden.

Mit derber Sprache zeigt der Film die Welt von Noha, Soukaina und Randa auf, die sich ihren Unterhalt durch Sexarbeit verdienen müssen, sobald der Schleier der Nacht auf Marrakechs fällt.

Permanenten Erniedrigungen durch ihre Freier ausgesetzt, versuchen sich die Frauen einen Schutzschild aufzubauen, der sie nach außen hin mit großem Selbstbewusstein zeigt.

Wirklich helfen tut ihnen oft nur Said, der sie von Job zu Job chauffiert - mal wie ein Bodyguard, mal eher wie ein Zuhälter wirkend.

Man hat das Gefühl Teil des Films zu sein, hautnah das Leben der Frauen mitzubekommen, die doch auch nur normale Träume haben, wie jedes andere Mädchen auch. Mal träumen sie von weiten Reisen, mal vom Heiraten und davon eben auch einmal liebevoll umsorgt zu werden.

Da sie wissen, dass ihnen all das letztendlich verweht bleiben wird, schaffen sie sich in ihrer Perspektivlosigkeit ihre eine kleine Welt und praktisch wie eine kleine Familie. Sie halten zusammen - was auch kommt.

"Much loved" ist trotz der derben Sprache ein sehr sensibles Portrait dieser "Frauen der Nacht", die versuchen, sich mit ihrem Leben zu arrangieren und die kleinen Freiräume zu geniessen, die sie sich schaffen können.

Ayouchs Film sorgte für einigen Wirbel. In seiner Heimat selbst durft der Film nicht gezeigt werden. Die Hauptdarstellerinnen erhielten angeblich Todesdrohungen.

Ayouch erhofft sich von dem Film, die gesellschaftliche Diskussion in Marokko voranzutreiben. Denn auch wenn Prostitution in Marokko ein Tabuthema ist, so ist sie dort vorhanden wie überall sonst auch.

Mich hat der Film sehr nachdenklich gemacht, zeigt er doch eine Seite der Geselschaft, die keiner so recht sehen möchte, die es aber überall gibt. Man bewegt sich zwischen Scham, Abscheu und Mitgefühl für diese FRauen, die im Grunde ja doch nichts anderes möchen, als alle anderen auch.

Ein sehenswerter, wenn auch etwas erschreckender Film!

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