Sellaronda Bikedays 2016

Strecke des Sellaronda Bikedays 2016
Strecke des Sellaronda Bikedays 2016

Ja, ich habs tatsächlich gewagt...

am letzten Wochenende bin ich meine bislang größte Herausforderung gefahren.

Wenn Ihr auch einen radverliebten Herrn zuhause habt, wisst ihr sicher genau: Die Herren sind immer für eine Überraschung gut.

Kurzfristig kam der Vorschlag für ein verlängertes Wochenende in die Dolomiten zu fahren. dort findet jedes Jahr der Sellaronda Bikeday statt.

Für einen Tag wird rund um die Sella die Straße für Autos gesperrt und für Fahrräder freigegeben. Ab St. Cristina kann man dort mit 22000 anderen Radfahrern über vier Pässe (und natürlich auch wieder runter) fahren.

So weit, so gut. Obwohl mir die Angabe von 1600hm ein mulmiges Gefühl in der Magengegend hinterließ, habe ich der Rechenkunst meines Radfreaks dann doch vertraut. "Das verteilt sich auf vier Pässe, und dazwischen sind immer wieder Abfahrten."

Dass ich bislang noch nie mehr als 1000hm an einem Tag gefahren bin, habe ich zu diesem Zeitpunkt etwas ausgeblendet. Außerdem war ich sehr neugierig auf dieses Event.

So bummelten wir nach unserer Anreise in Seis am Freitag einen Tag auf der Seiser Alm mit unseren Veloträumen durch idyllische Landschaften von Almhütte zu Almhütte, bevor wir dann zu unserem Quartier nach St. Ulrich weiterfuhren.

Die Aufregung stieg und so langsam machte ich mir doch so meine Gedanken, auf was ich mich da eingelassen hatte.

Mit Freunden, die in Wolkenstein in einem Hotel wohnten, wollten wird dann am Sonntag auch gleich gegen 8.30 Uhr morgens starten.

Gesagt, getan. Sonntagmorgen stand ich mit mulmigem Gefühl pünktlich am Treffpunkt. Noch ein Cappuccino, dann gings auch schon los.

Los gehts!
Los gehts!

Zuerst ging es mit lauter zackigen Rennradfahrern das Sellajoch hoch. Auf 2244m mit dem Rad zwischen den massiven Dolomiten-Bergen, das war schon ein erhebendes Gefühl. Danach ging es wieder ab in das schöne Canazei auf 1460m - von dem ich ehrlich gesagt nicht so viel mitbekommen habe. Der erste Berg war also schon einmal geschafft! Da angeblich die ersten zwei Anstiege die heftigsten wären, machte ich mich auf eine weitere Anstrengung gefasst: den Passo Pordoj, der auf 2239m liegt. In der Tat war der Pordoj mit seiner Steigung ziemlich anstrengend, aber oben wartete wieder ein toller Blick und ein grandiose Abfahrt nach Arabba (1601m) und ein Espresso in einer kleinen Bar bevor es weiterging.

Erste Zweifel an meinem Verstand stellen sich ein!
Erste Zweifel an meinem Verstand stellen sich ein!

Langsam ließen die Kräfte nach, aber da der dritte Pass auf allen Karten relativ klein ausgesehen hatte, war ich doch sehr hoffnungsvoll den Berg auch überwinden zu können. Auf ging es Richtung Passo Campolongo auf 1875m Höhe. Auf dem Weg nach oben reifte in mir der Wunsch nach dem dritten Pass auszusteigen und mich abholen zu lassen.

Das wäre nach den bisher geradelten Höhenmetern auch keine Schande gewesen. so langsam wurde ich auch quengelig, mir tat alles weh und ich wollte auch einfach nicht mehr. Unten in Corvara (1522m) angekommen tat ich meinen Entschluss kund. Und dann ließ ich mich doch überreden noch die ersten 100hm des letzten Anstiegs bis nach Colfosco mitzufahren und dort neu zu entscheiden. Immer noch quengelig bekam ich einen weiteren Espresso. Danach musste eine Entscheidung her. Irgendwie wollte ich es jetzt auch zu Ende bringen, obwohl mir jetzt schon alles wehtat.

Traumhafte Kulisse nach schmerzhaften Oberschenkeln!
Traumhafte Kulisse nach schmerzhaften Oberschenkeln!

Also wieder in die Pedale treten und ein schönes Lächeln üben, für den letzten Fotostopp auf dem Weg zum Grödner Joch (2134m) hoch. Die letzte Steigung war gering und gut fahrbar, zog sich aber in langen Serpentinen in schier unendlich lange. Als man das Grödner Joch erahnen konnte, öffnete der Himmel seine Schleusen. Also kurz angehalten, Regenhose übergezogen und wieder aufs Rad. Im strömenden Regen wartete zum letzten Mal das Fotografenteam auf die tapferen Radler. Jetzt wollte ich, das Grödner Joch in Sichtweise, den Regen im Nacken wirklich fertig werden. Ich radelte die letzten Serpentinen was das Zeug hielt. Als ich oben angekommen, kaum noch stehen konnte, war die Freud umso größer solch eine Fahrt geschafft zu haben.

Endlich ist es geschafft - das Grödner Joch bei strömendem Regen!
Endlich ist es geschafft - das Grödner Joch bei strömendem Regen!

Die letzte Abfahrt nach Wolkenstein, wo das Auto stand war kalt und nass und trotzdem von großer Freude erfüllt.

Unten angekommen packten wir schnell die Räder ins Auto und um dann möglichst schnell den Rückweg anzutreten. An die mehrstündige Fahrt, das werdet ihr mir sicher glauben, kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern.

Wie ich im Nachhinein erfahren habe, wurden aus 1600hm etwa 2040hm laut diversen Garmins.

Wie es eine Freundin sehr treffen formuliert hat: "Der Schmerz vergeht, die Freude bleibt!"

 

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